Kleine Fluchten

Kleine Fluchten

Nichts geht über eine kleine Auszeit – vom Job, aber auch von Kind und Kegel.

Die Vorfreude auf dem Weg zum Flughafen fühlt sich fast an wie früher. Ein Gefühl von Freiheit und Schwerelosigkeit. Für mich war es immer wichtig zu reisen – neue Orte kennenzulernen, Städte und andere Kulturen zu erkunden und den ein oder anderen Traumplatz zu entdecken. Nach der Geburt von Kindern muss dieses Bedürfnis erst einmal zurückstecken und hat für eine Weile keine Berechtigung, ist gar unerwünscht. Volle Konzentration auf das Kind, lautet dass Motto.

Doch irgendwann bricht sich die Sehnsucht bei mir Bahn. Ich muss für ein paar Tage raus, brauche eine andere Inspiration – und zwar ohne Kinder. Denn Reisen mit Kindern macht zwar Spaß und ist auch spannend, doch Kinderwünsche stehen hier im Vordergrund, und eigene Bedürfnisse kommen zu kurz.

Für meine erste Auszeit seit der Geburt der Zwillinge habe ich  Andalusien gewählt. Vor zehn Jahren in einem traumhaften Urlaub mit meinem Mann erkundet, habe ich mich immer dorthin zurückgesehnt. Bei der Ankunft in Granada waren sofort wieder die alten Gefühle der Verzauberung da. Nach einem Tag in der Alhambra und ihren wunderschönen Gärten fühlte ich mich zum ersten Mal seit Langem tiefenentspannt. Ich konnte den Moment genießen, mich im optischen Zauber und den Gerüchen nach Orangenbäumen und alten Gemäuern verlieren – ohne durch Gedanken an Einkaufslisten und auf Antwort wartende Mails gestört zu werden.

Weiter ging es nach Sevilla. Einen halben Tag lang tauchte ich ab ins Gewirr der Altstadtgassen, zwischen weißen, roten und ockerfarbenen Häusern, ohne Ziel, einfach der Nase nach. Tapas und Wein trugen ihren Anteil zum Genuss bei.

Drei Tage später ging der Flieger zurück ins verregnete, kalte Deutschland. Und schon wieder konnte ich mich vor Freude kaum halten: die Vorfreude auf die Kinder, ihr Jubeln, wenn ich zur Tür hereinkomme, ihre durcheinander erzählten Geschichten, was sie alles in meiner Abwesenheit erlebt hatten. So sehr habe ich mich selten auf die Bande gefreut. Trotzdem oder auch deshalb mache ich schon Reisepläne für nächstes Jahr. Venedig? Die Provence? Sankt Petersburg? Mal sehen, Hauptsache traumhaft.

 

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