
20 Jahre unseres Lebens
Rente? Das Wort klingt ziemlich unsexy. Nach grauen Haaren und dem Geruch von Mottenkugeln. Ans Alter denkt frau einfach nicht gern. Und noch viel weniger gern denkt sie an die Rente. Denn da kommen die Themen Alter und Finanzen geballt zusammen. Seit jeher hat sie die Rentenplanung daher dem Mann überlassen, und dieser kümmert sich überraschend gern darum – zurecht, denn statistisch gesehen umfasst das Rentenalter etwa 20 Jahre unseres Lebens.
Wer möchte schon gern 20 Jahre lang (und dabei handelt es sich um die Jahre, in denen Flexibilität und große Sprünge meist nicht mehr möglich sind) vor sich hin darben? Vielmehr möchten wir uns auch später noch etwas leisten können. Denn dann haben wir wieder Zeit. Die Kinder sind aus dem Haus, die Erwerbsarbeit liegt hinter uns, das Rheuma zwingt uns vielleicht auch noch nicht unter die Heizdecke. Wir hätten die Muße, um die Welt zu segeln. Oder uns ein Haus am Meer zu kaufen. Zumindest aber möchten wir in einer netten Wohnung in einer hübschen Gegend leben und auch mal abends beim Italiener speisen.
Ich habe vor Kurzem meinen jährlichen Rentenbescheid bekommen. Er besagt: Wenn ich die nächsten 30 Jahre so weiter arbeite wie bisher, dann werde ich dafür 800 Euro staatliche Rente erhalten. Herzlichen Glückwunsch und Arrividerci Dinner beim Italiener! Selbst Mac Donald´s ist nicht mehr drin. Was bedeutet das für uns? Wenn wir es auch mit 65 aufwärts noch nett haben möchten, müssen wir zusätzlich vorsorgen.
Es gibt zwar einige wenige, die auch mit der gesetzlichen Rente ein vernünftiges Renteneinkommen erzielen werden, doch wer, wie ich, Kinder erzieht und deshalb lange Zeit in Teilzeit arbeitet, hat nicht viel zu erwarten. Deshalb müssen wir uns selbst um unsere Rente kümmern. Und wer jetzt einwirft: „Ich bin doch verheiratet, mein Mann hat gut für uns vorgesorgt!“ Das klingt schön und gut und ist auch irgendwie romantisch, der sorgende Ehemann. Aber wissen wir, dass er wirklich gut vorgesorgt hat? Außerdem scheitert statistisch gesehen fast jede 2. Ehe noch vor der Rente. Auch die derer, die am lautesten riefen: „UNS wird das nie passieren. Wir lieben uns wirklich.“ Geteilte Rente ist dann halbe Rente, und die Verträge bleiben beim Mann. Wer in Lebensgemeinschaft lebt, kann nicht mal auf Rentensplitting hoffen. Doch was ist zu tun?
Selbstverständlich kann man auch das Eigenheim ein Stück weit als Altersvorsorge betrachten. Das ist nur vielleicht irgendwann zu groß, um allein darin zu leben. Anstehende Reparaturen kosten Geld, und ob die Immobilienpreise in der jeweiligen Gegend immer so gut bleiben, lässt sich auch kaum 20 Jahre im Voraus planen. Immobilien machen Arbeit und verursachen unkalkulierbare Kosten. Deshalb können wir uns allein darauf nicht verlassen.
Angestellte haben Anspruch auf betriebliche Altersvorsorge. Der Chef ist sogar dazu verpflichtet, Mitarbeiter darauf hinzuweisen. Gemeinsam können dann passende Möglichkeiten ausgesucht werden. Im Falle eines Jobwechsels besteht oft die Möglichkeit, den Vertrag beim nächsten Arbeitgeber weiterzuführen.
Riester ist eine sichere Möglichkeit, und für alle die Kinder haben, sehr sinnvoll. Denn für jedes Kind gibt es Zulagen, die der Staat bezahlt. Und auf dem Finanzmarkt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, privat vorzusorgen. Etwa in Form eines Sparplans oder mit ETFs (Exchange traded funds). Diese orientieren sich an je unterschiedlichen Indizes, müssen also nicht aktiv gemanagt werden. Deshalb verursachen sie kaum Kosten, und es gibt relativ risikoarme Varianten. Viele werfen sehr hohe Renditen von über 10 % im Jahr ab. So kann frau ihr Geld für sich arbeiten lassen und muss sich nicht mit Niedrigzinsen zufrieden geben. Wichtig ist nur eine gute unabhängige Beratung. Die sucht man sich am besten selbst. Von Werbeangeboten, auch wenn sie von der Hausbank kommen, lässt man besser die Finger, denn das sind oft Ladenhüter und nicht die beste Alternative.
Wen die Eltern vor Aktien warnen, weil irgendein Bekannter damit mal Anfang des Millenniums auf die Schnauze gefallen ist, dem sei gesagt: Der war selbst Schuld. Er hat zur falschen Zeit gekauft und zum noch viel falscheren Zeitpunkt wieder verkauft. Das herkömmliche Sparbuchmodell ist nun mal erledigt, die Zukunft liegt auf den Geldmärkten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass das Eigenheim bei der nächsten Oderflut draufgeht, ist viel höher als dass ein gut streuendes Fondsdepot plötzlich pleite macht.
Also Mädels, es gibt keine Ausrede mehr, nicht selbst vorzusorgen!
2 Gedanken zu „20 Jahre unseres Lebens“
Ja, das sollte ich mal beherzigen!
Recht hast du liebe Nicola!